Kulturelle Enteignung - die Moderne als Bedrohung / Georg Bollenbeck ; Werner Köster (Hrsg.) unter Mitarb. von Claudia Noll
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Buchzusammenfassung:
Im 19. Jahrhundert erringt das Bildungsbürgertum die kulturelle Hegemonie. Mit großem Erfolg kann es definieren, was unter Kunst zu verstehen ist und sich zurechnen, was die Künste leisten. Diese Hegemonie dient der sozialen Distinktion und nationalen Integration. Kunst gilt als Ausweis der nationalen Einheit. Die Arbeit an den nationalen Kulturgütern bestätigt die Bildungsbürger als Kulturträger von daher der hohe affektive Wert der Nationalkultur im kollektiven Erfahrungshaushalt. Aber um 1900 wird diese Definitionsmacht bedroht. Die Distanz der Künstler zum bürgerlichen Milieu, die wachsende Diskrepanz zwischen tradierten Kunstvorstellungen und neuartigen Kunstwerken, der unaufhaltsame Aufstieg der Popularkultur, eine verwirrende Unübersichtlichkeit durch Vielfalt und Wechsel - diese Erfahrungen erzeugen bei den Gebildeten das Gefühl der kulturellen Enteignung durch eine Moderne, die ihnen ihre ideale Habe nimmt. So entsteht gerade in Deutschland eine spannungsreiche Konstellation von erfolgreicher Moderne und antimodernem Ressentiment.