Selbstverständnis und Lebenswelt - Hans-Helmuth Gander
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Buchzusammenfassung:
Die Abhandlung erschliesst Grundlagen der menschlichen Selbstverstandigung im Spannungsbogen von Faktizitat und Geschichtlichkeit. Im Zentrum steht Heideggers Fruhwerk, wie es in den Vorlesungen der Jahre 1919 bis 1923/24 vorliegt. Was sich hier Bahn bricht, ist das, was Heidegger als eine phanomenologische Hermeneutik des faktisch-historischen Lebens bestimmt. Wahrend die fruhen Texte bislang mit eher genealogischem Blick auf die Vorgeschichte von Sein und Zeit thematisiert wurden, liest der Autor sie als eine philosophisch eigenstandige Position. Heidegger gewinnt seine Theorie des faktisch-historischen Lebens in der Kontur einer Philosophie der Situation durch die hermeneutische Transformation der Husserlschen Phanomenologie. Daher setzt sich die Abhandlung eingehend mit Husserl und dem ihn pragenden Ansatz Descartes auseinander, die beide auf ihrem eigenen Boden das Thema Selbst- und Weltverstandnis unter dem Problemtitel Ich und Welt begreifen. Die kritisch-analytische Aufarbeitung von Heideggers Fruhwerk geschieht in der Absicht, es fur eine Grundlegung der hermeneutischen Gegenwartsphilosophie fruchtbar zu machen. Dabei eroffnen sich Moglichkeiten zur produktiven Auseinandersetzung mit so heterogenen Ansatzen wie denen von Nietzsche, Gadamer, Ricoeur, Foucault, Taylor oder Rorty. Sofern ihre Positionen im Bemuhen um eine historische Ontologie unserer selbst (Foucault) auf eine Klarung des menschlichen Selbstverhaltnisses drangen, verspricht die Bezugnahme auf Heideggers fruhe Hermeneutik des Selbst neue und produktive Problemlosungsansatze. Dies gilt auch bezuglich der fur eine hermeneutische Selbsterkundung des Ich methodologisch bedeutsamen Frage des Lesens und Schreibens von Texten, die ihrer Struktur nach als Kristallisationsraum menschlichen Selbst- und Weltverstandnisses aufgewiesen werden.