Medizin am Toten oder am Lebenden? : Pathologie in Berlin und in London, 1900-1945. Habil.-Schr. - Cay R Prüll
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Buchzusammenfassung:
Medizin am Toten oder am Lebenden? Pathologie in Berlin und in London, 1900-1945 Die Pathologie als Lehre vom Leiden wurde im 19. Jahrhundert zur medizinischen Spezialdisziplin und zum Ruckgrat der neu entstehenden naturwissenschaftlichen Medizin. Mit Hilfe der Offnung der Leiche des verstorbenen Patienten wurde erstmals systematisch Wissen uber krankhaft veranderte Organe, Gewebe und Zellen erarbeitet. Diese Entwicklung ging von Deutschland, vor allem von Berlin, aus. Die vorliegende Arbeit untersucht die weitere Entwicklung des Faches in der ersten Halfte des 20. Jahrhunderts, als die Humanmedizin sich anschickte, eine therapeutische Disziplin zu werden. Der Vergleich zwischen Berlin und London verdeutlicht zwei unterschiedliche Entwicklungslinien des Faches und damit auch der westlichen Humanmedizin. Wahrend sich die Pathologie in Berlin auf die Arbeit im Leichensaal konzentrierte, knupften die Londoner Pathologen an andere deutsche Traditionslinien an, indem nach 1900 eine klinische Pathologie aufgebaut wurde. Sie orientierte sich weniger am toten als am lebenden Patienten, dessen Korperflussigkeiten und Gewebe noch zu dessen Lebzeiten im Labor untersucht wurden. Diese unterschiedliche Praxis der Pathologie entsprach den jeweiligen sozialen, wirtschaftlichen, politischen sowie auch ethisch-moralischen Umfeldbedingungen in beiden Stadten. Medizin am Toten oder am Lebenden? Dies ist die Frage nach landerspezifisch unterschiedlichen kulturellen Rahmenbedingungen der Medizin im 20. Jahrhundert.